Telling Sounds
- Hosting-Organisationen
- Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und Institut für Musikwissenschaft und Interpretationsforschung (IMI)
- Verantwortliche Personen
- ao. Univ.-Prof.in Dr.in Cornelia Szabó-Knotik
- Beginn
- Ende
Telling Sounds - Eine digitale Forschungsplattform zur Dokumentation und Aufarbeitung österreichischer Musiken-Geschichte auf der Basis audiovisueller ZeitzeugInnen-Dokumente
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wird unsere (Um-)Welt zunehmend von medial vermittelten Klängen und Bildern bestimmt. Ihre digitale Speicherung hat die Vielfalt und den Umfang dieses Repertoires beträchtlich anwachsen lassen. Musik und Klang prägen solche audiovisuellen Medien und beeinflussen dadurch unsere sozialen Beziehungen: sie haben Funktionen für das kulturelle Gedächtnis von Gruppen und Einzelnen, sie sind mit Gefühlen verbunden und markieren besondere Rituale und Ereignisse.
Die Einbettung von Musik in Radiosendungen, Reportagen, Dokumentationen und Filmen verweist auf die Historizität von musikalischen Phänomenen, die jenseits der großen Erzählung von in kulturellen Zentren wirkenden „Tonheroen“ zu beobachten sind. Die von uns verwendeten Dokumente („Clips“) stehen zudem auf vielfältige und sehr unterschiedliche Weise mit Musik(en) in Zusammenhang: In Clips, die aus unterschiedlichen akustischen, visuellen oder audiovisuellen Elementen zusammengesetzt sind, verweisen diese möglicherweise jeweils auf verschiedene Zeiten, Institutionen, Ereignisse, Orte, Personen und Repertoires, deren Zusammentreffen ein lineares Verständnis von Geschichte für sich genommen schon in Frage stellt.
Ein wichtiges Projektziel von Telling Sounds ist die Entwicklung des sogenannten LAMAs („Linked Annotations for Media Analysis“), einer digitalen Forschungsumgebung für die kollaborative Arbeit mit audio(visuellen) Clips. Digital verfügbare Clips aus verschiedenen Archiven und Plattformen (Österreichischen Mediathek, Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften oder Archivio Luce) werden zunächst mit ihren Metadaten erfasst, wobei die Mediendateien selbst nicht übernommen, sondern lediglich referenziert werden.
Die Clips werden dann mit zusätzlichen, inhaltlichen Metadaten angereichert, die sich oft erst durch Anschauen oder Anhören einer Quelle ergeben. Das ist beispielsweise welche Personen, Orte oder Sounds (verschiedenste Arten von Klängen, Musiken oder Geräuschen) in ihnen vorkommen und in welcher Weise (etwa ob jemand spricht oder zu sehen ist, oder ob ein ein Sound erklingt oder erwähnt wird) und, falls von Interesse, an welcher Stelle (Timecode). Die Entitäten (Personen/Sounds/Orte etc.) werden – im Gegensatz zu rein textbasierten Metadaten – mit einem entsprechenden Datensatz verknüpft, um sie eindeutig identifizieren zu können und wiederum von weiteren, mit diesen Entitäten verbundenen semantischen Daten (im Sinn von Linked Open Data) zu profitieren. Zusätzlich zu „objektiven“ Feststellungen (wer oder was vorkommt und wie), können auch daraus abgeleitete Bedeutungen und Konnotationen festgehalten werden – in Form von sogenannten „Themen“, bei denen es sich etwa um (historische) Zeiten, Ideologien, Topoi oder Erinnerungsorte handeln kann.
Durch die inhaltlichen Annotationen ergibt sich ein Netzwerk von Verbindungen zwischen Clips und den in ihnen in Erscheinung tretenden Entitäten und Themen. Dieses Netzwerk – und damit das Zusammenspiel von (Musik-)Klang und seinen Kontexten – soll visualisiert werden. Die Visualisierung soll sowohl die Entdeckung neuer, auf den ersten Blick nicht offensichtlicher, Zusammenhänge unterstützen, als auch deutlich machen, aus welcher Vielfalt unterschiedlicher Elemente – die oft aus sehr unterschiedlichen Zeiten stammen – sich ein Clip (der sich als scheinbar organisches Ganzes präsentiert) zusammensetzt.
Neben der Visualisierung sollen (Such-)Abfragen möglich sein, vor allem welche Entitäten und Bedeutungen gemeinsam (also gleichzeitig im gleichen Clip) vorkommen, wie zum Beispiel: „Welche Clips beinhalten Bilder von Leonard Bernstein, bei der Aufführung von Beethovens Musik?“, „Welche Arten von Musik erklingen im Kontext von Nationalsozialismus?“, „Welches Bild der österreichischen Identität wird mittels Musik durch die Interviews von Jimmy Berg konstruiert?“ oder „In welchen Clips kommt Austropop als Erinnerungsort vor?„.