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Macht und Diplomatie. Die illuminierte Urkunde in Frankreich 1160–ca. 1420

Hosting-Organisationen
IMAFO - Institut für Mittelalterforschung, Abt. Schrift- u. Buchwesen
Verantwortliche Personen
Gabriele Bartz
Beginn
Ende

Nur eine sehr kleine Minderheit der mittelalterlichen Urkunden, d.h. juristischen Dokumente, ist mit gezeichneten oder gemalten Verzierungen versehen. Diese Dekorationen verändern natürlich nicht den rechtlichen Inhalt, aber sie sollen die Betrachter*innen beeindrucken und sie von der Bedeutung der Aussteller*innen überzeugen, die sie in der Regel in Auftrag geben. Die Dekoration von Urkunden diente in erster Linie der ästhetischen Aufwertung und dem Repräsentationsbedürfnis von Eliten.

Ziel ist es, eine vorläufige Geschichte der auf Frankreich beschränkten illuminierten Urkunden des Mittelalters zu erstellen, indem sie in Form eines digitalen Katalogs auf der Datenbank monasterium.net präsentiert wird. Allein durch die chronologische Anordnung der einzelnen Datensätze ist es möglich, die Entwicklung des Dekors zu beobachten und mit illuminierten Urkunden aus anderen europäischen Regionen zu vergleichen. Eine umfangreiche Materialsammlung von ca. 1.300 Urkunden (12. bis 15. Jahrhundert) wird mit klassischen kunsthistorischen Methoden der Beschreibung und Klassifizierung (Ikonographie, Layout, Stil) behandelt. In erster Linie ein kunsthistorisches Projekt, erfordert das Material einen interdisziplinären Ansatz, bei dem Kunstgeschichte, historische Hilfswissenschaft und Digital Humanities eng zusammenarbeiten.

Das für ein Vorgängerprojekt entwickelte sogenannte Glossar-Tool kann mehrere Erzählstränge erzeugen, um die Geschichte der französischen illuminierten Urkunden zu präsentieren (insbesondere jenseits der reinen Chronologie). Das Glossar ist als SKOS (https://www.w3.org/2004/02/skos/) Ressource modelliert. Abstrakte Fragen und übergreifende Aspekte werden als „Concept“ im Sinne von SKOS beschrieben. Ihre Definitionen sind umfassende Darstellungen des Phänomens, die als einfaches HTML (rdf:parseType=„Literal“) in die Definitionen integriert sind. Dadurch eröffnet die digitale Ressource Einstiegspunkte zu allgemeinen Fragen wie Layout, Ikonographie, Entwicklung von Dekorationsformen und Stilgruppen.

Diese breit angelegte Analyse französischer illuminierter Urkunden stellt der Forschung eine beträchtliche Menge an genau datierten und lokalisierten Illuminationen zur Verfügung, deren Erforschung zu einer Revision des gegenwärtigen Wissens über die in Frankreich im Mittelalter produzierte Kunst führen mag. Die Online- und Open-Access-Verfügbarkeit einer relevanten Masse an unpublizierten Quellen ermöglicht Forscher*innen der Kunstgeschichte, Geschichte, Diplomatik, Heraldik, Paläographie und einer breiteren Öffentlichkeit den Zugang zu einer stark vernachlässigten Art von Quellen.