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'Ladder Project' (LeArners' Digital communication: a Database for pragmatic competence in Italian L2)

Hosting-Organisationen
Uni Innsbruck - Institut für Fachdidaktik, Bereich Didaktik der Sprachen
Verantwortliche Personen
Nicola Brocca
Beginn
Ende

Die didaktische Forschung kann sich nur selten auf eindeutige Ergebnisse stützen. Während jedoch Uneinigkeit darüber besteht, ob ein expliziter oder impliziter Ansatz für die Lehre der L2-Pragmatik am besten geeignet ist (Taguchi & Roever 2017: 220), kann ein Konsens darüber gefunden werden, wie wesentlich die Quelle des Inputs ist (Bardovi-Harlig 1996, Limberg 2015).

Im Gegensatz zu anderen Teilgebieten der Linguistik, wie z. B. der Syntax, gibt es hier kein Regelwerk. Stattdessen erfordert die Beherrschung der Soziopragmatik den Erwerb von Graden der Angemessenheit in einem bestimmten Kontext, die besser innerhalb einer Fuzzy-Logik erklärt werden.

Neuere Forschungen (Cortés Velásquez & Nuzzo 2017; Nuzzo & Cortés Velásquez, 2020; Artoni et al. 2020) haben den Nutzen der Erstellung und der Analyse eines Datensatzes für das Lernen der Soziopragmatik in der Pragmatik der L2 unterstrichen. Die Analyse eines Korpus könnte den Lernenden die feinkörnige Logik, die soziopragmatischen Äußerungen unterliegt, bewusst machen und sie mit einer Quelle von Input konfrontieren, die auf ihre spezifischen didaktischen Bedürfnisse zugeschnitten ist.

In der Tat haben L2-Lerner selten Zugang zu geeignetem Material, besonders wenn der Fokus auf Interaktionen über digitale Medien liegt. Da Sprechakte über digitale Medien in der Regel privat sind, sind digitale Texte wie E-Mails oder Instant Messaging im Italienisch-L2-Unterricht nicht authentisch und finden wenig Platz in Handbüchern oder L2-Kursen (Brocca, in press; Garofolin & Trubnikova, in Vorbereitung).

Um diese didaktische und wissenschaftliche Lücke zu schließen, waren Bachelor-Studierende eines Italienisch-L2-Didaktikkurses an der Universität Innsbruck an der Erstellung des LADDER-Korpus beteiligt (Brocca, 2020). In der ersten Phase des Kurses waren die Studierenden mit der Sammlung eines Korpus digitaler Schriften durch Online-Rollenspiele beschäftigt (Taguchi & Roever 2017: 85, 231), die sich an deutschsprachige Italienischlerner auf A2-B2-Niveau und Muttersprachler richteten. Die Rollenspiele zielen darauf ab, sprachliche Akte der Bitte (Bettoni 2006, Pagliara 2019) und der Terminabsage (Santoro et al. 2019) in ansteigenden Niveaus sozialer Distanz und unterschiedlichen Medien (durch Laptop-basierte E-Mails und Smartphone-basierte WhatsApp-Nachrichten) zu elizitieren. Die Daten werden mit Metadaten über die Testpersonen verknüpft und bilden ein Korpus im Excel-Format. In der folgenden Phase setzte der Seminarleiter Standards für die Annotation des Korpus, basierend auf Kategorien der pragmatischen Literatur. Die Studierenden annotierten das Korpus und erstellten einen Datensatz, den sie schließlich nach statistischen Modellen analysierten. Die qualitative Analyse zeigte Unterschiede in der Verwendung bestimmter Pragmatikwerkzeuge zwischen L1- und L2-Sprechern. Die Studierenden sollten dann in einem transferorientierten Blog die Ergebnisse reflektieren (https://ladder.hypotheses.org), wobei sie die Ergebnisse für die italienische L2-Didaktik hervorhoben. Das getaggte Korpus wird in Excel auf der Website des Instituts verfügbar sein. Darüber hinaus werden dieselben Daten in ein frei zugängliches TEI-Format konvertiert und in zenodo.org archiviert.

Das Projekt illustriert einen didaktischen Ansatz der Soziopragmatik in der L2, der den Fremdsprachenunterricht unterstützen soll, und zeigt ein Modell der Forschung, das auf einem didaktischen Seminar innerhalb der digitalen Geisteswissenschaften basiert.

Bibliographie

Artoni, D., Benigni, V. & Nuzzo, E. (2020), Pragmatic instruction in L2 Russian: A study on requests and advice, in Instructed Second Language Acquisition, 4.

Austin, J. L. (1976), How to do things with words (2. ed.): Oxford Univ. Press. Oxford.

Bettoni, C. (2006), Usare un‘altra lingua: guida alla pragmatica interculturale: Laterza, Roma.

Brocca, N. (2020), LADDER. LeArners‘ Digital communication: a DatabasE for pRagmatical competences in L2, https://ladder.hypotheses.org/1.

Brocca, N. (in stampa), Insegnare italiano secondo l‘approccio per task attraverso media digitali, in Hinzinger-Unterreiner E., (Hr.) Aufgabenorientierung im Italienischunterricht. Ein theoretischer Einblick mit praktischen Beispielen, Narr Francke Attempto Verlag, Tübingen.

Brown, P., & Levinson, S. C. (1987), Politeness: some universals in language usage. Cambridge University Press, Cambridge.

Cortéz Velásquez D. & Nuzzo E. (2017), Disdire un appuntamento: spunti per la didattica dell‘Italiano L2 a partire da un corpus di parlanti nativi, in: Italiano LinguaDue, n1. 2017: 17-36.

Garofolin, B. & Trubnikova, V. (in preparazione). Pragmatica linguistica in corsi di lingua italiano L2.

Nuzzo, E. & Cortés Velásquez, D. (2020), Canceling Last Minute in Italian and Colombian Spanish: A Cross-Cultural Account of Pragmalinguistic Strategies, in Corpus Pragmatics: 1-26.

Santoro, E., Cortés Velásquez, D. & Nuzzo, E. (2019), Tra consapevolezza pragmatica e intercomprensione: uno studio esplorativo sull‘atto linguistico della disdetta con italiani e brasiliani, in Nuzzo E. & Vedder I. (a cura di) Lingua in contesto. La prospettiva pragmatica, AItLA, Milano, 2019: 169-184.

Taguchi, N. & Röver, C. (2017), Second language pragmatics, Oxford University Press, Oxford.

Pagliara, F. (2019). La codifica pragmalinguistica dell‘atto di richiesta nelle e-mail degli studenti universitari italiani; in Nuzzo E. & Vedder I. (a cura di) Lingua in contesto. La prospettiva pragmatica, AItLA, Milano, 2019. 149-168.