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Die Korrespondenz von Leo von Thun-Hohenstein

Hosting-Organisationen
Kommission für Neuere Geschichte Österreichs und ACDH-CH - Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage
Verantwortliche Personen
Brigitte Mazohl
Beginn
Ende

Die Reformen der Ära Thun-Hohenstein (1849-1861) haben das höhere Bildungssystem und die Hochschulen der Habsburger Monarchie massgeblich verändert und die österreichische Bildungslandschaft bis weit ins 20. Jahrhundert hinein geprägt. Das Ziel der Reformen war eine Neuorientierung von Bildung und Wissenschaft gemäss dem Prinzip von Lern- und Lehrfreiheit, dies jedoch unter katholischen Prämissen. Die Universitäten der Monarchie sollten auf ein international konkurrenzfähiges wissenschaftliches Niveau gehoben und gleichzeitig zu staatsbejahenden Anstalten unter katholischen Vorzeichen umgeformt werden. Glaube und Wissenschaft wurden dabei nicht als Gegensatz verstanden. Im Gegenteil, im Zusammenwirken von beiden, so die Hoffnung der Reformer, sollten moderne kritische Wissenschaft und christliche Grundsätze verbunden und die Kräfte von „Volk“ und „geistiger Elite“ miteinander versöhnt werden. Obwohl dieser Versuch der Verbindung von Wissenschaft und Glaube scheiterte, blieb das Thun‘sche Reformwerk von grundlegender Bedeutung für die österreichische Bildungs- und Wissen­schaftslandschaft bis in die Zeit der Massenuniversität des späten 20. Jahrhunderts hinein.

Zentrale Fragestellungen des Projekts sind das Verhältnis zwischen Kirche, Staat und Wissenschaft, wie es sich in der Korrespondenz des Ministers mit den namhaften Gelehrten, Universitätsprofessoren und Repräsentanten der Religionsgemeinschaften widerspiegelt. Graf Leo von Thun-Hohenstein war ja nicht nur der Minister der Bildungsreform, sondern auch der Minister des Konkordats von 1855, womit der katholischen Kirche massgeblicher Einfluss auf das primäre Bildungssystem im Elementarschulbereich gewährt wurde.

Die Quellengrundlage bilden die Briefe aus der Ministerzeit Thun-Hohensteins (Bestand D des Nachlasses Thun-Hohenstein) im tschechischen Staatsarchiv Děčín/Tetschen, sowie die Gegenbriefe (aus Thun-Hohensteins Feder) in zahlreichen in- und ausländischen Archiven. Die europäische Dimension dieses Quellenkorpus und die zentralen Fragestellungen lassen entscheidende neue Erkenntnisse zur österreichischen Bildungspolitik im 19. Jahrhundert und ihre Einbettung in die internationale Entwicklung erwarten. Das Thun-Hohenstein‘sche Universitätsmodell kann dabei als eigenständige Weiterentwicklung der Humboldtschen Universität in den Habsburgischen Ländern gesehen werden.

Die konkreten Ziele des Projekts sind:

  • Darstellung der Person und Amtszeit von Leo Graf Thun-Hohenstein als Minister für Kultus und Unterricht und seiner Bildungsre­form in monographischer Form auf der Basis der erschlossenen Quellen und eingebunden in den natio­nalen und internationalen Stand der Forschung zur Bildungs- und Universitätsgeschichte des 19. Jahrhunderts.
  • Auswahledition der Korrespondenz des Grafen Thun-Hohenstein aus der Ministerzeit in gedruckter Form, in der exemplarisch die wesentlichen Fragenkomplexe des Projekts behandelt werden.
  • Volledition der gesamten Korrespondenz der Ministerzeit in elektronischer Form.

Das Projekt wurde/wird unterstützt vom FWF , der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs , der Universität Innsbruck sowie vom ACDH-OEAW .

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