Call for Contributions für die Digital-History-Tagung 2026
Digital History – Doing Cultural Heritage
Alle zwei Jahre organisiert die AG Digitale Geschichtswissenschaft im Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD) mit Kooperationspartnern an wechselnden Standorten eine groß angelegte Digital-History-Tagung. Sie dient der Verständigung über aktuelle Entwicklungen der digitalen Geschichtswissenschaft im deutschsprachigen Raum und adressiert insbesondere disziplinäre Transformationen und fachlich-methodische Konsequenzen. Die vergangenen Veranstaltungen in Göttingen / virtuell (2021) , Berlin (2023) und Halle (2024) widmeten sich Konzepten, Methoden und Kritiken digitaler Geschichtswissenschaften, digitalen Methoden in der geschichtswissenschaftlichen Praxis sowie dem Thema Digital History und Citizen Science. 2026 findet die Tagung erstmals außerhalb Deutschlands statt. An der Universität Salzburg als maßgeblichem Standort der österreichischen Digital Humanities-Community stehen bei der vierten Tagung die Möglichkeiten der digitalen Erschließung und der computergestützten geschichtswissenschaftlichen Erforschung des kulturellen Erbes im Zentrum.
Tagungsthema
Digitale Zugänge in den Geschichtswissenschaften haben vor allem im Bereich der digitalen Editionen und Textverarbeitung in den letzten Jahren große Aufmerksamkeit erhalten. Vergleichsweise weniger artikuliert ist die Diskussion im Feld der digitalen Zugänge zu materiellen Quellen und zum breiten Feld des kulturellen Erbes. An der Universität Salzburg hat die Forschung zur materiellen Kultur in Verbindung mit digitalen Tools und Methoden eine lange Tradition. Entsprechend stellt die Digital-History-Tagung 2026 das kulturelle Erbe ins Zentrum und bettet dieses in eine breite Diskussion des „Doing Cultural Heritage“ ein. Hierzu ist es wichtig, neben den Universitäten auch andere Stakeholder des kulturellen Erbes einzubinden, wie Museen, Archive, Institutionen des Kulturerbes und Erinnerungsinitiativen. Gerade die Kultur- und Gedächtnisinstitutionen durchlaufen tiefgreifende Wandlungsprozesse durch die Digitalisierung, die neben rein praktischen Implikationen auch theoretische Reflexionen erfordern. Bei der Tagung in Salzburg stehen daher drei große Themenfelder im Fokus: Erfassen, Vermitteln und Erinnern.
Erfassen von historischer Überlieferung: Das erste Themenfeld fokussiert die Erfassung historischer Bestände, wobei historische Quellen in der ganzen Breite der Überlieferung einfließen sollen. Vor allem die Materialität der Quellen soll im Mittelpunkt stehen und die Frage, wie diese angemessen digital abgebildet und semantisch annotiert und ausgewertet werden können. Dies betrifft sowohl schrifttragende Artefakte als auch materielle und visuelle Quellen wie Gebäude, Landschaften uvm. Ebenso können hier Ansätze von Ancient DNA, d.h. die DNA historischer Menschen, Tiere und Pflanzen sowie von Organismen, diskutiert werden. Es geht um weitgefächerte digitale Zugänge, beispielsweise die Digitalisierung für den schnelleren Zugang zur wissenschaftlichen Nutzung, Überführung in digitale 3D-Objekte, digitale Angebote als neue Ebene der Erzählung und neuer Raum für Ausstellungen/Interaktionen sowie die digitale Bearbeitung historischer Quellen. Aspekte, die in diesem Themenfeld behandelt werden können, umfassen beispielsweise:
- Sicherung und Erschließung des Bestandes von Archiven, Museen etc.
- Digitale Erschließung von materieller Kultur, Bildern und Textquellen in ihrer Materialität
- Digitale Sammlungen und born digital objects
- Postkoloniale Debatten im Kontext von Quellenüberlieferung, Archiven und Museen
- Erforschung von Ancient DNA und deren Einfluss auf die Geschichtswissenschaften
Vermitteln von kulturellem Wissen: Die Nutzung von digitalen Vermittlungsangeboten (inklusive KI) wird in der Geschichtsdidaktik und Public History zusehends beforscht. Dabei geht es nicht nur um die medienbezogene Beforschung konkreter digitaler Objekte (Apps, VR, Games, Datenbanken etc.), die im Zusammenhang mit Lernen und Vermitteln von Geschichte stehen, sondern auch um die Erforschung von Rezeptionsprozessen und Praxen der User:innen, um die Aneignung der digitalen Kultur kritisch zu begleiten. Das zweite Themenfeld möchte daher einerseits der Erforschung der digitalen Vermittlungswelten aus dem Bereich Heritage Raum geben, um deren theoretische Zugangsweisen und pragmatische Umsetzungen zu diskutieren. Andererseits wäre das Ziel, vor allem die empirische Rezeptionsforschung im Kontakt mit dem Digitalen zu forcieren und die damit verbundenen Herausforderungen zu fokussieren. Anhand konkreter Fallbeispiele eines „Doing Cultural Heritage“ sollen Vermittlungsstrategien unter Nutzung des Digitalen multiperspektivisch erschlossen werden, um so die technische Seite der geschichtlichen Angebote, aber auch die geschichtstheoretischen Hintergründe, digitalen Framings und die individuelle Rezeption durch Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Aspekte, die in diesem Themenfeld behandelt werden können, umfassen beispielsweise:
- Nutzung von KI oder VR in unterschiedlichen Vermittlungssituationen
- Angebote für ein historisches Lernen in, durch und mit digitale(n) Medien (Produktion und Rezeption)
- KI als Ausgangspunkt und Reflexionsort von Geschichte
- Angebote der Digital Public History zwischen digitalem Hype, brauchbarer Innovation und schlechtem Kommerz
- Empirische Rezeptionsforschung zu Angeboten der digitalen Vermittlung
- VR als museale Inszenierungen oder game-based „reality“
- Tools der Digital Humanities zur Beforschung von Vermittlungssituationen
Erinnern von (im)materieller Vergangenheit: Auch die Gedenk- und Erinnerungskultur kann sich im 21. Jahrhundert einer zunehmenden Digitalisierung nicht verschließen. Spätestens seit dem Instagramprojekt @ichbinsophiescholl sind die Debatten um eine zeitgemäße und angemessene Erinnerungskultur im digitalen Raum im wissenschaftlichen Mainstream angekommen. Die Bandbreite an Aktivitäten ist ähnlich divers wie die Gedenk- und Erinnerungskultur insgesamt. Das dritte Themenfeld öffnet die Tagung für vielfältige Fragestellungen aus diesem Bereich. Aspekte, die hier behandelt werden, umfassen beispielsweise:
- Digitale Visualisierung der Erinnerungslandschaft
- Digital präsentierte Zeitzeug:innenschaft (etwa Hologramme von Shoa-Überlebenden)
- Digitale Vermittlungsformate an Gedenkstätten
- Digitale Spiele und die Darstellung der Vergangenheit
- Digitale Archive und Digitalisierungen von Quellen als Chance für eine lebendige Erinnerungskultur
- Ethische Fragestellungen zur Nutzung von Social Media in der Gedenkarbeit
Call for Contributions
Call for Papers
Auf der Tagung stehen 20 Minuten für die Präsentation und 10 Minuten für die Diskussion eines Beitrags zur Verfügung. Die Konferenzsprache ist deutsch, ggf. auch Englisch.
Bitte reichen Sie bis zum 18. Dezember 2025 ein Abstract im Umfang von 5.000–6.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen, exkl. Bibliografie) unter dieser Adresse ein: digihist2026@plus.ac.at
Wir bitten von der Zusendung reiner Projektvorstellungen abzusehen. Nutzen Sie dafür den Call for Posters!
Call for Posters
Die Poster werden am Dienstag, den 29. September, vormittags in einer gemeinsamen Session präsentiert. Die ausgewählten Poster werden ausgestellt und in kurzen Pitches von max. 10 Minuten vorgestellt. Anschließend besteht während der gesamten Tagung die Möglichkeit besonders die Projekte von Early Career Researchers in individuellen Feedbacksessions mit offenem Frageforum in separaten Räumlichkeiten vertieft zu besprechen. Informationen zu diesem Format gehen den betreffenden Beitragenden rechtzeitig vorher zu.
Bitte reichen Sie bis zum 18. Dezember 2025 ein Abstract im Umfang von 500–700 Wörtern unter dieser Adresse ein: digihist2026@plus.ac.at
Das Abstract soll den Inhalt Ihres Posters beschreiben. Bereits vorhandene Abbildungen und Visualisierungen können in das Abstract eingefügt werden.
Call for Workshops
Die Workshops finden als Pre-Conference-Programm am Montag, den 28. September ganztägig statt. Für jeden Workshop stehen ca. 180 Minuten zur Verfügung. Die max. Teilnehmer:innenzahl beträgt 25. Die Workshops sollen in Tools und Methoden der digitalen Geschichtswissenschaft und besonders in die computergestützte Erschließung und Erforschung von Kulturerbe einführen.
Bitte reichen Sie bis zum 18. Dezember 2025 ein Abstract im Umfang von 500–1200 Wörtern unter dieser Adresse ein: digihist2026@plus.ac.at
Beschreiben Sie den Inhalt, das Tool bzw. die Methode sowie den groben zeitlichen und inhaltlichen Ablauf des Workshops. Machen Sie deutlich, welchen Beitrag der Workshop besonders zur digitalen Erschließung und Erforschung von Kulturerbe leistet bzw. inwiefern die Tools und Methoden dafür eingesetzt werden können.
Bewertungskriterien
Eine Passfähigkeit zu den drei Themenfeldern der Tagung ist Voraussetzung für die Annahme des Vorschlags. Bitte geben Sie bei der Einreichung das Themenfeld, zu dem Sie einreichen, an. Mehrfachnennungen sind möglich.
Die Abstracts der Papers und Poster werden von einem Programmkommittee, das sich aus verschiedenen Expert:innen zusammensetzt, nach diesen Kriterien bewertet:
Für Papers und Poster
| Kriterium | Beschreibung |
|---|---|
| Inhaltliche Qualität | Der Beitrag berücksichtigt den aktuellen Forschungsstand und arbeitet wissenschaftlichen Standards entsprechend. |
| Methodik und Theorie | Methodik und Theorie sind dem Forschungsgegenstand angemessen, ergebnisorientiert verwendet und nachvollziehbar beschrieben. |
| Originalität | Der Beitrag ist innovativ und leistet einen originären Beitrag zum Gegenstandsbereich der Tagung. |
| Relevanz | Der Beitrag ist inhaltlich für die historische Forschung relevant. |
| Darstellung | Das Beitrag ist verständlich (und ansprechend) formuliert. |
Für Workshops
| Kriterium | Beschreibung |
|---|---|
| Inhaltliche Qualität | Der Workshop führt in ein aktuelles Tool bzw. in eine aktuelle Methode ein. |
| Relevanz | Das Tool bzw. die Methode ist für die digitale Geschichtswissenschaft und besonders für die Erschließung und Erforschung von Kulturerbe relevant. |
| Darstellung | Der Workshop hat eine realistische Zeitplanung, ein klares didaktisches Konzept und ist praxisorientiert. |
Bitte achten Sie bei Ihrem Vorschlag auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Input und Interaktion und planen Sie ausreichend Zeit für praktisches Arbeiten ein! Auf Wunsch können Sie für ein effizientes Zeitmanagement notwendige Materialien und Informationen zur Vorbereitung separat zur Verfügung stellen. Workshops, die in Tools, die Open Source genutzt werden, einführen werden ggf. bevorzugt.
Zeitplan für die Programmzusammenstellung und die Veröffentlichung der Papers und Poster
Für das Tagungsprogramm werden alle Beiträge in einem ersten Schritt vom Programmkommittee, auf der Basis der eingereichten Abstracts ausgewählt. In einem zweiten Schritt werden vor Tagungsbeginn die ausgearbeiteten Fassungen der ausgewählten Papers und Poster eingereicht. Publikationsrichtlinien und Hinweise zur formalen Gestaltung gehen den betreffenden Beitragenden rechtzeitig vorher zu. Alle Papers und Poster werden im Open Access veröffentlicht.
| Was | Datum |
|---|---|
| Veröffentlichung des Calls for Contributions | 27. Oktober 2025 |
| Ende der Einreichungsfrist für die Abstracts | 18. Dezember 2025 |
| Begutachtung der Abstracts | 22. Dezember 2025 – 31. Januar 2026 |
| Rückmeldung über die Auswahl | 1. Februar 2026 |
| Veröffentlichung des Tagungsprogramms | 15. April 2026 |
| Tagungsregistrierung | 15. April 2026 – 18. September 2026 |
| Einreichung der ausgearbeiteten Fassungen | 18. September 2026 |
| Tagung | 28. September – 1. Oktober 2026 |
| Abgabe der publikationsfertigen Fassungen | 31. Dezember 2026 |
| Veröffentlichung der Beiträge | ab Januar 2027 |
Kontakt
Tagungsbüro
Fachbereich Geschichte
Rudolfskai 42
A-5020 Salzburg
Österreich
Tel.: +43 (0) 662-8044-4735 (Dr.in Karoline Döring)
Tel.: +43 (0) 662-8044-4730 (Dr.in Livia Heilingbrunner, BA MA)
E-Mail: digihist2026@plus.ac.at